Verkaufspersonal

Die SBB hat in 2 von 3 Bahnhöfen die Schalter geschlossen

Immer mehr Kund/innen sind gezwungen, ihr Billett über Selbstbedienungskanäle zu kaufen.

Im Geschäftsbereich Verkauf und Service der Division Personenverkehr arbeiten rund 1900 Personen. 501 der 756 SBB-Bahnhöfe sind unbedient, womit dort die Kundschaft Fahrkarten am Automaten oder über andere Selbstbedienungskanäle kaufen muss. SBB-Verkaufspersonal gibt es noch an 201 Bahnhöfen. An seine Stelle sind an 54 weiteren Bahnhöfen Filialen von Migrolino, Avec, Die Post usw. getreten oder private Stationshalter/ innen. Letztere gibt es an 14 Bahnhöfen: Airolo TI, Birmensdorf ZH, Elgg ZH, Ermatingen TG, Giubiasco TI, Islikon TG, Nottwil LU, Ossingen ZH, Rorschach SG, Schänis SG, St.Gallen-Bruggen SG, Tecknau BL, Zürich Wipkingen ZH, Rubigen BE.

«Das Bedienen eines Automaten ist nicht jedermanns Sache»

Vreni Züger ist private Stationshalterin in Islikon. In einem Interview mit der Zeitung «Zeit-Fragen» vom August 2011 gab sie auf die Frage, ob Automaten das Verkaufspersonal ersetzen können, wie die SBB gerne argumentiert, folgende Antwort: «Nein, das stimmt so nicht, Rundfahrten und Reservationen sind nicht möglich. Das fängt schon an, wenn man mit dem Velo gehen will. Man muss bei bestimmten Zügen fürs Velo reservieren, sonst geht das nicht. Mit einem Automaten ist das nicht möglich. Auch für Gruppenreisen, Schülerreisen usw.; es gibt keine internationalen Billette, keine Angebote wie InterRail usw., das gibt es nur bei mir am Schalter. Abgesehen davon ist das Bedienen des Automaten auch nicht jedermanns Sache, nicht nur alte Leute haben damit grosse Mühe. Dazu kommt noch, dass das ganze SBB-Sortiment so kompliziert geworden ist, dass die Kunden sich gerne beraten lassen. Und wir nehmen uns nach Möglichkeit auch die Zeit dazu, ausführliche Fahrpläne zusammenzustellen.»

Gewinnziel steht zuoberst

Dafür, dass die SBB ihr Personal aus den Bahnhöfen abzieht, gibt es einen ganz bestimmten Grund. In ihrer Antwort auf eine Anfrage von Nationalrat Hans Rutschmann, der sich im Frühling 2010 über die Schliessung des Bahnhofschalters in Rafz ZH besorgt zeigte, führte die Landesregierung diesen Grund höchstpersönlich wie folgt an: «Nach Artikel 7a des Bundesgesetzes über die Schweizerischen Bundesbahnen vom 20. März 1998 (SR 742.31) legt der Bundesrat gestützt auf die Leistungsvereinbarung die strategischen Ziele der SBB fest. Die Umsetzung und Erfüllung dieser Ziele, zu denen in der Division Personenverkehr ein positives Jahresergebnis gehört, überlässt der Bundesrat den SBB. Die Schliessung des Bahnhofs Rafz ist in diesem Zusammenhang zu sehen.»

Mit anderen Worten: Es gilt, um jeden Preis Gewinn zu machen. Aber kann man da noch von Service public sprechen?

AC / Fi