| Aktuell / SEV Zeitung

SBB Immobilien

Mehr Vertrauen bei Facility Management

© SBB CFF FFS Im Bereich Bewirtschaftung gibt es Themen, die dem SEV Sorge bereiten.

Im Juni 2020 wies der zuständige SEV-Gewerkschaftssekretär Patrick Kummer auf verschiedene Missstände bei SBB Immobilien und der laufenden Reorganisation «Silhouette» hin (SEV-Zeitung Nr. 9 vom 25. Juni 2020). Knapp ein Jahr später zieht er im Interview Bilanz.

Patrick, ein Jahr ist vergangen. Wie präsentiert sich die Situation heute bei SBB Immobilien?

Die Lage hat sich beruhigt. Die zwei grossen Bereiche bei SBB Immobilien sind Facility Management und Bewirtschaftung. Im Bereich Facility Management stellen wir seit Antritt der neuen Leiterin Beatrice Bichsel klar Verbesserungen fest. Im Bereich Bewirtschaftung gibt es aber Themen, die uns Sorgen bereiten.

Was läuft besser bei Facility Management?

Gemäss Rückmeldungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehe die neue Leiterin Facility Management auf die Mitarbeitenden zu und suche das Gespräch. Sie wird als zugänglich und nahbar wahrgenommen, was sicher ein wichtiger Beitrag zur Schaffung von gegenseitigem Vertrauen darstellt. Das ist aus unserer Sicht der richtige Ansatz, um die Probleme anzugehen, die wir im Juni 2020 noch anprangerten. Auch der Dialog mit den Sozialpartnern hat sich im Bereich Facility Management aus unserer Sicht stark verbessert. Wir pflegen unterdessen einen sehr guten Austausch und können für Probleme gemeinsam Lösungen finden.

Im Bereich Bewirtschaftung bist du weniger zuversichtlich?

Nach der letzten Personalmotivationsumfrage hatten wir die Leitung von SBB Immobilien auf besorgniserregende Resultate in der Region West aufmerksam gemacht. Die Arbeitsauslastung befindet sich bei alarmierenden 40 Punkten von 100. Aus der Umfrage geht klar hervor, dass die Arbeitslast zu hoch ist. Diesen Umstand nicht genügend ernst zu nehmen, kann für Mitarbeitende gesundheitliche Probleme verursachen. Wir hatten anlässlich der Besprechung der Resultate nicht nur eine Analyse der Situation, sondern konkrete Massnahmen gefordert. Bisher konnten wir jedoch noch keine Verbesserungen feststellen.

Gleichzeitig gibt es in der Bewirtschaftung Region West mehrere Mitarbeitende mit teils 20 Jahren Erfahrung im Job bei SBB Immobilien und 30 Jahren bei SBB, die auf der untersten Stufe der Funktion Immobilienbewirtschafter stehen. Vor einer Umbenennung war dies die Funktion Immobilienbewirtschafter Junior. Mit 20 Jahren nutzbarer Erfahrung als Junior unterwegs zu sein, ist schon sehr speziell. In der Praxis machen die betroffenen Mitarbeitenden zudem die gleiche Arbeit bezüglich Inhalt und Komplexität wie höher eingestufte. Sie haben enorm viel Erfahrung, tragen viel Verantwortung in ihrem Arbeitsbereich und sind trotz hoher Arbeitsbelastung weiterhin voll engagiert.

Wie reagiert der SEV auf diese Ungereimtheiten?

Der SEV setzt sich für Verbesserungen bezüglich Arbeitsauslastung Region West und Einreihung der Mitarbeitenden ein. Wir sind klar der Meinung, dass diese Mitarbeitenden zu tief eingestuft sind. Dass die Situation so nicht haltbar ist, zeigt sich auch durch Austritte langjähriger Mitarbeitenden.

Was muss ändern?

Im Bereich Bewirtschaftung Region West müssen die Anliegen der Mitarbeitenden dringend gehört und aufgenommen werden. Darauf aufbauend muss ein Dialog stattfinden, um gemeinsam Lösungen zu finden. Und zwar Lösungen, die auch die Interessen der betroffenen Mitarbeitenden berücksichtigen.

Gegenüber Radio SRF hat sich Bundesrätin Sommaruga kürzlich für den Fokus aufs Kerngeschäft ausgesprochen, auch bezüglich SBB Immobilien. Vincent Ducrot bezeichnete SBB Immobilien im Gespräch mit SRF ECO hingegen als Lebensversicherung der SBB. Wie steht der SEV dazu?

Beide Aussagen sind grundsätzlich richtig. Die SBB muss sich auch aus unserer Sicht ganz klar wieder auf ihr Kerngeschäft fokussieren. Dazu gehören Bahnhöfe.

Gleichzeitig ist das Kerngeschäft angewiesen auf die Gelder, die durch SBB Immobilien erwirtschaftet werden, auch durch Immobilien ausserhalb des Kerngeschäfts. SBB Immobilien leistete im Geschäftsjahr 2020, das durch die Pandemie massiv belastet wurde, weiterhin wertvolle Ausgleichszahlungen an die Infrastruktur und die Pensionskasse. Eine gesunde Infrastruktur bildet wiederum die Basis des Kerngeschäfts. Diese internen Zahlungen werden durch die Gesamtheit der Immobilien ermöglicht. Die erwirtschafteten finanziellen Mittel von SBB Immobilien bleiben somit im System SBB.

Der SEV ist zudem sehr erfreut darüber, dass Immobilienprojekte der SBB, die im Januar 2021 sistiert wurden, nun doch wie geplant realisiert werden. Während einer Krisenzeit ein sehr wichtiger Entscheid, der Perspektiven eröffnet für die betroffenen Gemeinden und Regionen sowie für die an den Projekten beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

SEV